Selber was tun – Grünpatenschaft

Wie kann man selber ein Beet im öffentlichen Raum anlegen ?

Zuerst schaut ihr euch die Fläche gut an.

Wächst da gar nichts ? Das ist schon mal ein schlechtes Zeichen, denn das hat immer einen Grund (zu viele Baumwurzeln, zu verdichtet, zu schattig, Schadstoffe im Boden) – von solchen Flächen würde ich schon mal die Finger lassen, denn da ist die Enttäuschung schon sehr wahrscheinlich.

Wenn da etwas wächst (Gras oder krautige Pflanzen), dann schaut man: Ist die Fläche eher sonnig oder eher schattig ? Ist die Erde immer feucht oder ist es dort trocken ? Für Blühmischungen ist eine sonnige, nach Süden offene Fläche besser geeignet als eine schattige Fläche, aber auch für den Schatten gibt es geeignete insektenfreundliche Pflanzen. Wer noch nie gegärtnert hat, fängt am besten mit einer sonnigen Fläche an, weil man da viel mehr Möglichkeiten hat.

Hier in Hamburg wird ein Beet im öffentlichen Raum als „Grünpatenschaft“ bezeichnet. Wenn man sich für eine Fläche entschieden hat, schreibt man zuerst dem Bezirksamt einen freundlichen Brief oder eine nette Mail. Hier in Eimsbüttel könnt ihr an stadtgruen@eimsbuettel.hamburg.de schreiben. Jemand vom Management des öffentlichen Raums schreibt euch dann zurück, ob die Fläche geeignet ist oder ungeeignet (weil zB. eine Baustelle geplant ist).

Wenn ihr die Patenschaftsvereinbarung unterschrieben habt, könnt ihr loslegen. An Werkzeug braucht man erstmal nicht viel. Eine Grabegabel dient zum Auflockern, Umgraben und Pflanzlöcher schaffen (ist besser als ein Spaten, denn der Spaten zerhackt die Regenwürmer). Mit einer Harke kann man Wurzelreste ausharken und die Erde schön feinkrümelig machen, das mögen die Pflanzen am liebsten. Ein Eimer und eine Gießkanne (oder Wasserkanister) sind auch sinnvoll, dazu für der den Herbst eine Laubharke und zum Abschneiden von Zweigen oder abgestorbenen Pflanzen im Frühjahr eine Gartenschere. Ihr müsst das nicht unbedingt neukaufen, auf entsprechenden Seiten im Internet findet man oft günstig gebrauchtes Werkzeug von Menschen, die ihren Garten aufgeben.

Gras sollte man nicht nur oberflächlich abzupfen, sondern auch den dichten Wurzelfilz in der Erde entfernen, der sich bildet, wenn irgendwo Gras für längere Zeit siedelt. Den Wurzelfilz befreit ihr gut von Erde, den könnt ihr in der Biotonne entsorgen oder ihr lasst ihn dezent unter einem Gebüsch verschwinden, gut verteilt und so, dass niemand das auffällt. Grundregel: Weiße Wurzeln immer gut heraussammeln. Die gehören entweder dem Giersch oder der Quecke, zwei in Norddeutschland häufigen und bei Gärtnern extrem unbeliebten Gesellen. Braune Wurzelgeflechte mit knallgelben Ausläufern gehören der Brennessel. Davon kann man einen Teil stehenlassen für Schmetterlingsraupen, ihr könnt sie aber auch entfernen, auch sie erobert sonst gern das Beet.

Pflanzen, die ihr nicht kennt, könnt ihr auch erstmal stehenlassen und beobachten. Man kann ein interessantes Beet erzeugen, indem man einfach regelmäßig nur immer alle Pflanzen reduziert, die sich zu stark ausbreiten („selektive Unkrautpflege“). Wer jedoch eine bunte Blumenpracht haben möchte, entfernt auf der Fläche alle Pflanzen, macht die Erde feinkrümelig und sät aus (nach Anleitung auf der jeweiligen Saattüte). In den ersten zwei, drei Wochen sollte man gießen, falls es nicht eh ständig regnet. Die beim Discounter oder Baumarkt erhältlichen Blühmischungen sind für Anfänger geeignet und bieten erstmal bunte Blumen, was schön anzusehen ist.

Falls Sämlinge mysteriöserweise über Nacht verschwinden, können Schnecken daran schuld sein. Dann empfehle ich die Methode der Initialpflanzung (siehe weiter unten).

Aber nicht alles, was gut aussieht, ist auch für Insekten nützlich. Es lohnt sich also, sich um wirklich insektenfreundliches Saatgut zu kümmern, idealerweise also von Kräutern, die eh regional vorkommen, auf die die Insekten sich spezialisiert haben, und die sich auch selber ausssäen können. Viele Zuchtblumen aus der Baumarktmischung können sich gar nicht aussäen. Syringa, Rieger Hofmann sind da Adressen, oder auch der Lebensinsel-Shop, wo man regionales Saatgut bekommt.

Ich persönlich streue auch ab und an etwas Saat auf meinen Grünpatenschaften aus, aber eigentlich bevorzuge ich die Methode der Initialpflanzung. Da bepflanzt man Beete mit bereits vorhandenen Ablegern und Sämlingen, die man geschenkt bekommt, vorzieht, kauft oder die in anderen Beeten, die man im Vorjahr schon beackert hat, überschüssig sind.
Falls ihr Pflanzen kauft: Greift bitte nicht zu den häufig verkauften Pflanzen wie Stiefmütterchen, Fleißiges Lieschen, Begonie, Geranie oder Petunie. Diese Pflanzen sind für Insekten völlig nutzlos und meist auch stark mit Pestiziden behandelt.
Bei einer Pflanzung muss man nur nach dem Einpflanzen einmal angießen, danach kommen die Pflanzen selber zurecht, das ist sehr praktisch.

Ein laminiertes Schild „Grünpatenschaft, nicht abmähen !“ kann am Anfang recht hilfreich sein.

Dann wächst und gedeiht hoffentlich alles. Aber das Bepflanzen von öffentlichen Flächen kann auch sehr frustrierend sein. Hundekot, Müll, Vandalismus, Diebstahl von ganzen Pflanzen… pflanzt bitte keine zu empfindlichen, kostbaren Pflanzen und seid beharrlich.

Wenn ihr wegzieht oder keine Lust mehr habt, das Beet zu beackern, dann teilt das dem Bezirksamt einfach mit, so dass die Fläche an jemand anders vergeben werden kann.

Viel Spaß !

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Beteiligte

Bisher am bunten Band sind beteiligt:

Das Wurzelwerk (an der Universität) https://www.nachhaltige.uni-hamburg.de/projekte/unterstuetzte-projekte1/studentische-initiativen/wurzelwerk.html

Der Stephanusgarten https://stephanusgarten.de/

Der Garten des Spielhauses Eduardstraße

Der Schulhof der Grundschule Eduardstraße

Die Isebek-Initiative http://www.isebek-initiative.de/

NABU Eimsbüttel https://hamburg.nabu.de/wir-ueber-uns/stadtteilgruppen/eimsbuettel/index.html

verschiedene Grünpatenschaften und Kleingärten


Über das Projekt

Das bunte Band Eimsbüttel wurde im März 2019 gegründet und wird getragen von der Hamburger Regionalgruppe des Vereins Naturgarten eV. – Es vernetzt die insektenfreundlichen Garteninitiativen, Grünpatenschaften und Kleingärten im Bezirk Eimsbüttel. Ziel ist eine Biotopvernetzung, die sich am Flugradius von Wildbienen orientiert (etwa 500m, je nach Art auch mehr oder weniger). Das Wissen über Wildstauden und die Bedürfnisse von Insekten soll gefördert werden, Wildstauden durch Anzucht, Tausch, Verschenken verbreitet werden, und dort, wo noch Biotope fehlen, diese als Grünpatenschaft angelegt werden.