Wespen sind nicht gerade beliebt. Jeder kennt die aggressiven, gierigen Wespen, die sich so gern über Kuchen und Limonade hermachen. Ihre Stiche sind schmerzhaft. Dabei sind es eigentlich nur zwei staatenbildende Wespenarten, die sich für menschliche Nahrung interessieren und so das schlechte Image der Wespen verursacht haben. Fast alle Wespenarten sind völlig harmlos, nicht aggressiv und werden vom Menschen daher meist gar nicht wahrgenommen. Nur die staatenbildenen Wespen können es sich leisten, mit Angreifern zu kämpfen, da ein einzelnes Individuum ersetzt werden kann. All die Wespenarten, die keinen Staat bilden, sondern solitär (alleine) leben, flüchten lieber, statt zu kämpfen. Der Tod eines Weibchens würde dazu führen, dass die Brut des Weibchens nicht überlebt, da es sich ja ganz allein um diese Brut kümmert. Wie bei den Bienen gibt es bei den Wespen alle möglichen Nistvorlieben. Manche Wespenarten graben Niströhren in den Boden, andere nutzen Hohlräume in Totholz, manche nutzen lebende Pflanzen als Kinderstube (zB. Gallwespen), viele leben aber auch parasitär bei anderen Insekten. Bei den solitären Wespen legt jedes Weibchen eine eigene Niströhre an. Da geeignete Plätze begehrt sind, findet man oft mehrere Nester nebeneinander.
Die Kotwespe Mellinus arvensis hat eigentlich gar nichts mit Kot zu tun. Sie fängt nur die Fliegen, die von Kot angelockt werden, lähmt sie mit einem Stich und schleppt sie in ihr selbstgegrabenes Erdnest. Jedes Ei bekommt bis zu sechs Fliegen als Proviant mit auf den Weg. Die Kotwespe ist vom Sommer bis weit in den Herbst hinein aktiv. Für den Menschen ist diese kleine und scheue Wespe völlig ungefährlich.
Diese beeindruckende Wespe besitzt einen auffälligen, aber für Menschen ungefährlichen Legestachel. Sie gehört zu den Gicht- oder Schmalbauchwespen. Ihre extrem schmale Taille ist allerdings keineswegs eine Folge von Hunger – hier tut sich das Tier gerade an dem Nektar einer Schafgarbe gütlich – sondern dient einfach nur der Biegsamkeit. Die Eier werden in die Niströhren von hohlraumbrütenden Bienen (zB. Mauerbienen) abgelegt, und die schlüpfenden Larven verzehren dann erst die Wirtslarve und dann den noch vorhandenen Pollenvorrat, bis sie sich dann selber verpuppen.
Die Schornsteinwespe Odynerus spinipes ist eine echte Baumeisterin. Sie nistet in sonnigen, regengeschützten Lehmsteilwänden und gräbt sich ihre Nistgänge in den Lehm. Den Abraum wirft sie nicht einfach achtlos weg, sondern baut daraus eine filigrane Röhre, den Schornstein. Wenn sie die gelähmten Rüsselkäferlarven und ihre Eier im Nest verstaut hat, nimmt sie das Material des Schornsteins, um den Nistgang wieder zu verschließen. So ein Schornstein existiert meist also nur wenige Stunden, manchmal auch mehrere Tage. Lehmsteilwände sind in Eimsbüttel ja eher kein häufig zu findendes Landschaftsmerkmal – wo nistet dann also die Schornsteinwespe ? Zum Beispiel in Lehmklumpen am Rand von Baustellen oder wie hier in einem extra gebauten Nistmodul – etwas Lehm in einer mindestens 20 cm tiefen Holzkiste, die man zB. auf dem Balkon aufstellen kann.
Goldwespen haben eigentlich nicht viel zu tun. Sie sitzen herum, sehen gut aus, und wenn die von ihnen bevorzugte Wirtswespe (zB. Schornsteinwespe) wegfliegt, um Beute zu machen, legt die Goldwespe schnell ihre Eier in das Nest der anderen Wespe mit dazu. Wie ein Kuckuck nutzt die Goldwespe die Brut der Wirtswespe. Die erwachsenen Goldwespen naschen gerne Nektar und lassen sich die Sonne auf ihre gepflegten, metallisch glänzenden Körper scheinen. Da viele Wirtstiere der Goldwespen gefährdet sind, sind auch manche Arten der Goldwespe vom Aussterben bedroht.
Eine der auffälligsten solitären Wespen in Eimsbüttel ist sicherlich Philanthus triangulum, auch Bienenwolf genannt. Die Tiere sind etwa so groß wie eine „normale“ Wespe (also wie zB. Vespula germanica), sind aber völlig ungefährlich. Im Sommer graben die Bienenwölfinnen ihre Nester an sonnigen, kahlen Bodenstellen, während die Männchen gemütlich auf irgendwelchen Blüten sitzen. Die Nistgänge können bis zu 1,5 Meter tief werden.
Früher haben Imker die Bienenwölfe mit Insektiziden bekämpft, denn sie nutzen die Honigbienen zur Ernährung ihrer Brut. Die Zahl der gefangenen Bienen ist allerdings so gering, dass selbst bei einem größeren Bienenwolf-Vorkommen keine merklichen Schäden am Honigbienenvolk verursacht werden. Heute werden Bienenwölfe und andere Solitärwespen bekämpft, weil sie für aggressive Wespen gehalten werden oder weil der Aushub ihrer Sandnester in den gepflegten Gärten stört. Es ist tatsächlich jedoch verboten, diese Insekten zu stören oder gar zu töten.
Die Bienenwölfinnen fliegen um Blüten herum und checken heranfliegende Insekten an. Riecht ein Insekt nach Honigbiene und sieht auch danach aus, wird es gefangen und mit einem Stich gelähmt. Die gefangene Honigbiene wird gedrückt, bis sie den gesammelten Nektar erbricht – mit diesem Nektartropfen stärkt sich die Bienenwölfin und leckt dann ihre Beute von oben bis unten ab. Im Speichel der Bienenwölfin sind keimhemmende Substanzen enthalten, welche die gefangene Biene konservieren. Die Biene wird ins Nest getragen und dort in eine der Brutzellen aufgehängt. Ein befruchtetes Ei, aus dem sich Weibchen entwickeln, bekommt 5 bis 6 Honigbienen als Proviant, ein unbefruchtetes Ei, aus dem ein Männchen wird, bekommt nur 2 oder 3 Honigbienen mit. Bevor sie die gefüllte Brutzelle verschließt, bestreicht die Bienenwölfin die Wände der Kammer mit ihren Fühlern. In den Fühlern leben symbiotische Bakterien der Gattung Streptomyces, welche keim- und pilzhemmende Substanzen absondern.
Die Eier der Bienenwölfe haben die Fähigkeit, das Gas Stickstoffmonoxid in hohen Konzentationen zu produzieren, es wirkt keimtötend. Wie die Eier im Stickstoffmonoxid überleben können, ist noch unklar. Schon nach wenigen Tagen schlüpfen die Larven und fangen an, die Honigbienen zu verzehren. Lebenswichtige Organe werden dabei zuletzt aufgegessen. Wenn der Proviant verzehrt ist, spinnt sich die Larve in einen Kokon, in den sie auch die keimhemmenden Streptomyces-Substanzen aus den Kammerwänden einbaut. Als Ruhepuppe überdauert sie den Winter. Im folgenden Sommer schlüpfen die jungen Bienenwölfe und müssen sich erstmal bis zu Erdoberfläche graben. Früh geschlüpfte Bienenwölfe können in warmen Sommern auch eine zweite Generation heranziehen, die im im Spätsommer schlüpft.