Die Zaunrübe (Byonia dioica) ist eine Pflanze, die nur für mutige Gärtnerinnen und Gärtner geeignet ist. Zuerst sieht sie noch hübsch aus, aber schon im Hochsommer werden erste Kommentare kommen: „Was ist das denn ? Das sieht aber unordentlich aus. Gehört das so ? Soll das so bleiben ? Muss das sein ?“ und auch man selber rauft sich ein bisschen die Haare – bei aller Liebe zur Zaunrübe: Sie wächst da hin, wo sie hinwill, und bildet zu diesem Zweck meterlange zarte Ranken aus, die sich nicht zerstörungsfrei lenken lassen. Ihre Blüten sind klein, grün und unattraktiv. Sie macht, was sie will, stranguliert bei Bedarf andere Pflanzen und sieht dann ab Spätsommer endgültig häßlich aus, mit teilweise kränklichen gelblichen oder ganz welken Blättern. Im Herbst wird sie zu einem grauen Rankengespinst, in dem rote Beeren baumeln.
Warum sollte man so verrückt sein, sich diese wilde Wildpflanze in den Garten zu holen ? Vielleicht aus Liebe zur Wildheit. Oder weil man für die Zaunrüben-Sandbiene (Andrena florea) etwas tun möchte. Diese Sandbiene ist ganz streng auf die Zaunrübe spezialisiert. Sie braucht den Pollen der männlichen Blüten. Aber auch andere Bienen bedienen sich gern am Nektar, an den Zaunrübenblüten ist immer was los.
Will man die Zaunrübe ansiedeln, sät man sie im Frühling ins Freiland, an eine Stelle, wo sie ungestört ranken kann. Ein sonniger Zaun ist geeignet, aber auch Zierbüsche wie Rhododendron oder Kirschlorbeer können als Rankhilfe dienen. Sie ist Dunkelkeimerin. Wenn die Zaunrübe noch ganz klein ist, kann man sie noch umpflanzen. Später wird es dann schwierig, denn sie bildet mit der Zeit eine immer größer und dicker werdene Rübenwurzel, die mehrere Kilo schwer werden kann. Aus dieser Wurzel treibt sie jedes Frühjahr wieder ihre zarten Ranken. Essen sollte man übrigens weder die Wurzel noch die hübschen roten Beeren, die Zaunrübe ist giftig – eben eine richtige Hexenpflanze. In Süddeutschland wird sie stellenweise für medizinische Zwecke angebaut – an eigens für sie errichteten langen Zäunen. Sie liebt stickstoffreiche Böden.
Die gewöhnliche Zaunrübe (Bryonia dioica) ist zweihäusig, dh. auf einer Pflanze gibt es jeweils nur weibliche oder nur männliche Blüten, nicht beides zusammen. Ihre seltene Schwester, die weiße Zaunrübe (Bryonia alba), ist dagegen einhäusig, bei ihr sind auf jeder Pflanze männliche und weibliche Blüten zu finden. Für die Zaunrüben-Sandbiene ist das relevant, denn sie interessiert sich ausschließlich für den Pollen der männlichen Blüten.
Ob die eigene Zaunrübe ein „Weibchen“ oder ein „Männchen“ ist, erkennt man spätestens im Herbst, wenn die weiblichen Exemplare Beeren bilden. Doch auch die Blüten sehen ein bisschen unterschiedlich aus. Die weibliche Blüte ist grün und kleiner als die männliche. Bei der männlichen Blüte sind deutlich die hervortretenden Staubgefäße zu sehen.