19. Die Kapuzinerkresse

Eine einjährige, sehr frostempfindliche Pflanze, die gern von Hummeln und Bienen besucht wird, ist die Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus). Die Pflanze stammt aus Mittel- und Südamerika. Sie gedeiht in der Sonne, aber auch im Halbschatten. An sonnigen Standorten bildet sie jedoch mehr Blüten. Sie bildet je nach Sorte kurze oder lange fleischige Ranken, ist also gut für die Pflanzung an Zäunen geeignet. Ihre runden, schirmartigen Blätter haben eine besondere, lotusartige Oberfläche, so dass Wassertropfen wie silberne Perlen darauf liegen und abperlen, statt das Blatt zu benetzen. Die leuchtend gelben und orangeroten Blüten haben am hinteren Ende einen Zipfel wie eine Kapuze, die Pflanze wurde daher nach der Kopfbedeckung der Kapuzinermönche benannt.

Man kann die Pflanze im März im Zimmer vorziehen oder sie ab Mai direkt ins Freiland ausäen. Die Pflanze ist ein Dunkelkeimer. Sie braucht einen Standort, der nicht zu trocken ist. Bei Stickstoffüberschuss bildet die Pflanze wenig Blüten, dafür viele Blätter. Ein eher magerer Boden ist also von Vorteil. Beim Saatkauf sollte man unbedingt darauf achten, keine gefüllte Sorte zu wählen, da gefüllte Sorten für Insekten meist nutzlos sind.

Die jungen Blätter sind essbar, die Knospen der Kapuzinerkresse kann man einlegen wie Kapern, und die Blüten als ganze sind ebenfalls recht schmackhaft, sie schmecken ein bisschen scharfund würzig.

Man kann sich darüber streiten, ob es sinnvoll ist, für Insekten einjährige Pflanzen wie Kapuzinerkresse, Klatschmohn, Ringelblume oder Borretsch anzupflanzen. Sie nützen nur den Generalisten unter den Insekten. Für spezialisierte Insekten bieten sie gar nichts, denn diese sind ja an heimische Wildpflanzen angepasst, nicht an dekorative Gartenpflanzen, die der Mensch irgendwann mal in Europa eingeschleppt hat. Klar ist, dass solche Einjährigen immerhin besser sind als irgendeine totgemähte Rasenfläche. Zumindest der Bruterfolg der Hummeln verbessert sich sehr, wenn man Rasenflächen durch Beete mit einjährigen Blühpflanzen ersetzt.

Ein weiterer Kritikpunkt kann sein, dass durch solche Pflanzen viele Menschen glauben können, dass Insektenschutz bunt und dekorativ ist – und das ist ja absolut nicht der Fall. Besonders die wilden, abgeranzt aussehenden Ecken in der Stadt sind die besten Ecken für Insekten. Naturschützer raufen sich vor Verzweiflung die Haare, wenn Leute diese vermeinlich wertlosen Ecken roden und mit dekorativen Blumen bepflanzen. Viele heimische Wildpflanzen sind klein, haben kleine, unspektakuläre Blüten und sehen immer irgendwie ungepflegt aus. Schick und bunt ist also gar nicht so gut, man muss den Leuten viel eher auch eine rauere Ästhetik der Wildheit nahebringen – die leider so gar nicht mit dem deutschen Ordnungswahn in Einklang zu bringen ist. Für viele Menschen ist ja schon der wirr aussehende Klatschmohn eine Zumutung.

Dazu sollte man aber auch die besondere Situation in der Großstadt berücksichtigen – Überdüngung, Übernutzung, Bodenverdichtung und das besondere Mikroklima sorgen dafür, dass viele Wildkräuter, die im Umland häufig sind, in der Großstadt wenig Chance haben. Wenn man sich ein bisschen mit Zeigerpflanzen beschäftigt, wird man feststellen, dass viele Pflanzen der Spontanvegetation Stickstoffzeiger und Störzeiger sind. Das sind aber eben eher nicht die artenreichen Pflanzengesellschaften, die vielen, auch spezialisierten Insekten Heimat bieten. An dieser Stelle kann es dann doch sinnvoll sein, eine artenarme Gesellschaft aus stickstoffliebenden Pflanzen durch Blühpflanzen zu ersetzen oder zu ergänzen, die als Gartenpflanzen teilweise recht gut mit Stickstoffüberschüssen umgehen können.